In der Früh hatten wir ein Delegierten-Treffen und den Ausrichter für den nächsten Kongress 2019 gewählt: Georgien. Vermutlich wäre es New York geworden, aber aufgrund des Dekret von Trump zum 90-tägigen Einreiseverbot von 7 muslimischen Ländern waren die Delegierten doch verunsichert. Georgien ist aber auch eine gute Wahl. Ein sehr spannendes und schönes Land, ein junges frisches Team an Tourist Guides die unsere Unterstützung brauchen und preislich sehr günstig.
Wenn sich über 280 Tourist Guides aus der ganzen Welt treffen, dann findet auch ein großer Wissensaustausch statt. Neben spannenden Vorträgen zur Seidenstraße, Persischen Teppichen, haben wir auch intensiv gearbeitet. Beim Roundtable haben wir in Arbeitsgruppen verschiedene Themen von Tourist Guides diskutiert: Deregulierung, Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, Aus- und Weiterbildungen, Rechtliches etc.
Nach einem Delegierten-Meeting, wo wir die Kandidaten für den neuen Vorstand genauer befragt haben, führten uns die hervorragenden lokalen Tourist Guides durch den Golestan Palace, wo diverse Könige und Shars gekrönt worden sind. Neben den bezaubernden Räumen aus Marmor, Alabaster, Spiegeln waren im Garten auch die vielen Katzen eine Attraktion, die in Teheran aufgrund von einem Märchen besonders verehrt und auch gefüttert werden.
Der ursprüngliche Plan der Eröffnungszeremonie wurde kurzfristig geändert, da wir in das iranische Parlamentsgebäude, das wie ein Nomadenzelt gebaut wurde, eingeladen wurden. Zum ersten Mal in der Geschichte der WFTGA seit der Gründung 1985 sprach der Generalsekretär UNWTO Taleb Rifai. In seiner Rede sprach er von der Bedeutung der Tourist Guides als Botschafter des Friedens und dass wir mit unseren begeisterten Gesichtern und Köpfen werben sollen.
Heute began unser Delegierten Meeting im Homa-Hotel in Teheran. Es sind Tourist Guides aus 40 verschiedenen Ländern aus der ganzen Welt vertreten. Zum Glück spielen politische Weltprobleme hier keine Rolle und die iranischen Organisatoren haben wirklich alles versucht, Visas für die Amerikaner oder die Israelis zu ermöglichen.
Bevor unser zweiter Tag startete, bekam mein ökologischer Fußabdruck im Hotel erstmal einen Schock. Denn jedes einzelne Handtuch war in Folie eingepackt. Auf dem Weg zu unserer ersten Besichtigung in der Altstadt von Hamedan relativierte sich das aber wieder. In den Garagenshops wurde an Technik alles repariert, was irgendwie zu reparieren war. Alte Staubsauger ohne Räder, uralte Autos und jedes noch so kleine Zahnrad, Elektronik könnte erworben werden. Wiegt diese Recycle und Repair unsere westliche Wegwerfgesellschaft wieder auf? Unser erster Besichtigungsstopp war das Grab der biblischen Königin Esther und Ihres Cousins Mordechai. Beeindruckend war der selbstverständliche Umgang und Respekt mit der jüdischen Tradition. Der Konflikt mit Israel ist weniger einer der Religionen, mehr einer mit dem Staat Israel und dem Zionismus v.a. der Siedlungspolitik.
Ich durfte den Journalisten Martin Tschechne im Sommer einen Tag durch meine liebgewordene neue Heimat begleiten. Statt einer Führung zu den Sehenswürdigkeiten entwickelte sich mehr ein philosophisches Gespräch über das Menschsein in der heutigen globalisierten Gesellschaft, politische Anforderungen in einer digitalisierten Welt, die barocke Spiritualität des wunderschönen Donauraumes und warum gerade in Linz dieser Veränderungsprozess diskutiert wird und auch zu entdecken ist.
Sein Artikel (http://www.zeit.de/entdecken/reisen/merian/linz-oesterreich-avantgarde-klassik-sehenswuerdigkeiten/komplettansicht) hat die Stimmung und Entwicklung dieser Stadt wunderbar eingefangen und beschreibt auch ganz gut, warum ich mich mehr und mehr von Deutschland und Bayern verabschiede und mich so gerne in Linz engagiere. Das Umfeld an inspirierenden visionären Menschen wie Hubert Nitsch oder Georg Steiner, ein tolles politisches Tourismus-Team um Manfred Grubauer, Robert Steiner und Petra Riffert, eine neue aufgeschlossene Kollegenschaft bei den austriaguides, das schafft Raum Reflexions- und Veränderungsprozesse anzustoßen.
Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder gefragt, ob ich mich nicht doch wieder mehr politisch engagieren sollte. Ob ich meine Energie und Berufung gerade sinnvoll einsetze. Vielleicht wirke ich im Prozess der Gesellschaftsveränderung jetzt mehr mit, als ich das mit der aktuellen Parteiverdrossenheit in einem Parteiapparat leisten könnte.
„Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.“
Oscar Wilde
Ist es nicht das, was unsere Gesellschaft gerade dringend bräuchte? Unsere Vorurteile und Ängste gegenüber dem Fremdartigen und dem Neuen abzubauen. Und genau das kann die Stadt Linz wie keine zweite:
Der Merian schreibt ein Heft über Passau und #visitlinz wird als Ausflugsziel präsentiert. Durfte gestern einem Hamburger Journalisten die Mischung aus Natur, Technik und Menschsein näher bringen. Unser Linzer Tourismusdirektor Georg Steiner hat ihm ein Zitat von Adalbert Stifter aus dem „Nachsommer“ in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts mitgegeben, das ihn sehr gefesselt hat:
Das Nichtraucherschutz-Volksbegehren ist jetzt über 6 Jahre her. In den vergangenen Jahren durfte ich mir neben vielen positiven Rückmeldungen, leider immer wieder auch Beleidigungen, Morddrohungen, etc gefallen lassen. Ich habe stets versucht, freundlich mit folgendem Text zu antworten:
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